Radi und Radieserl
Bayrischer Rettich - Radi - und Radieschen - Radierserl
Für einen jeden Bayern ist es nahezu unvorstellbar dass jemand den Radi nicht kennt. Ist er doch in jedem Biergarten genauso vertreten wie auf jeder bayerischen Brotzeitplatte. Radieserl werden oft in einem Atemzug mit dem Radi genannt, denn beide gehören zur Gattung der Rettiche.
Einer ist groß und weiß, die anderen sind klein und rot. Beide stammen vom Wort "Radix" ab, das lateinisch ist und für "Wurzel" steht. Beide Gemüsearten sind Wurzeln der gleichen Familie, nämlich der Kreuzblütengewächse. Damit hätten wir dies schon mal geklärt und können uns interessanterem widmen.
Radi und Radieserl enthalten ein Öl, das so genannte Senföl. Es ist für den scharfen Geschmack verantwortlich. Leider wurde es aber nach und nach bei beiden Gemüsesorten etwas heruntergezüchtet, so dass heutzutage beide lange nicht mehr so scharf sind, wie sie es mal waren.
Radi und Radieserl miass’n woana, wie der Bayer sagt. Sie müssen weinen. Gemeint ist damit, dass durch Salz dem Gemüse Wasser entzogen wird, was ein jeder sicherlich schon mehrfach gesehen hat. Wie Sie den Radi bayrisch richtig schneiden, erfahren Sie im Folgenden.
Bayrischer Radi
Wenn Sie in den warmen Monaten in Bayern sind, werden Sie um den Radi nicht herumkommen. Er begegnet Ihnen in jedem Biergarten und natürlich auch auf der Wiesn. Es geht sogar so weit, dass er eine obligatorische Zutat für jede bayerische Brotzeitplatte ist. Denn ohne den Radi geht’s gor ned.
Radi Rezepte gibt es nur wenige, denn der Bayer isst den Rettich pur. Als Beilage zum Brot oder in Scheiben geschnitten oben drauf. Als Zutat zu diversen Salaten ist er ebenfalls gefragt und Sie können auch aus Radi und Radieserl, beide in Scheiben geschnitten, mit einer Essig und Öl Marinade einen Salat zubereiten.
Des war es dann aber auch schon, mehr Rezepte gibt’s nicht in Bayern. Denn der Radi wird geliebt wie er ist, pur, weiß, leicht gesalzen. Am liebsten zu einer typischen Biergarten Brotzeit mit Brezn, Emmentaler und natürlich an Obazd’n. Ein süffiges Bier dazu und scho san ma satt.
Der Radi ist eine Vitamin C Bombe. Natürlich frisch geerntet aus regionalem Anbau, damit so wenig wie möglich Vitamine verloren gehen. Bereits 370 Gramm Radi können den Vitamin C Tagesbedarf eines Erwachsenen decken. Dabei ist er nicht einmal sehr kalorienreich und schlägt mit 16 kcal pro 100 Gramm zu Buche.
Dem Senföl im Radi wird eine antibiotische Wirkung nachgesagt. Er wirkt sich positiv auf die Magen- und Darmschleimhaut aus und bringt den Stoffwechsel sowie auch die Verdauung auf Trab. Und stellen Sie sich vor, der Rettich wird sogar zu Heilzwecken eingesetzt. Der Bayer weiß schon, warum er den Radi so schätzt.
Das Salz ist die wichtigste Zutat beim Radi, denn er muaß woana. Er wird dadurch nicht nur feucht, sondern auch milder. Natürlich sollten Sie es mit dem Salzkonsum nicht übertreiben, denn es ist kein gesundes Lebensmittel, und Salz konsumieren wir schon genug. Verwenden Sie gerade so viel, dass der Radi woant.
Ob Sie den Rettich in Scheiben schneiden oder hobeln, oder kleine Stücke schnippeln, bleibt Ihnen überlassen. Es gibt noch die Möglichkeit den Radi zur Spirale zu schneiden, der so genannten Ziehharmonikaform. Das erfordert etwas Übung und wir stellen es Ihnen im Folgenden vor.
Portionen und Sorten: Für den bayerischen Radi wählen Sie entweder einen Bierrettich oder den weißen Rettich. Der Bierrettich ist etwas milder im Geschmack. Die Größe der Rettiche variiert, und liegt beim Weißen bei ca. 250 bis 350 Gramm. Der Bierrettich ist etwas kleiner. Wenn Sie ihn gewaschen und geputzt haben, hat er ca. 100 Gramm nicht essbaren Anteil verloren.
Pro Portion für 2 Personen sollten Sie, je nach Größe, schon mit 1 nicht sehr großen Radi rechnen. Er wird ja nur als Beilage verspeist. Bereiten Sie eine Brotzeit für mehrere Personen vor, nehmen sie für je 2 bis 3 Personen einen Radi. Je nachdem wieviel andere Zutaten es auf der Brotzeitplatte noch gibt.
Radi schneiden: Spirale
Die wohl beliebteste Version für den Radischnitt ist die Spirale. Sie können dafür im Handel sogar extra Radischneider mit langem Zentrierstab für einen exakten und einfachen Spiralschnitt erwerben. Die Radi Spirale sieht sehr ansprechend aus, funktioniert aber mit einem einfachen Küchenmesser auch.
Radi Spiralen schneiden Sie wie folgt:
- Legen Sie die geputzte Rettich Wurzel gerade auf ein Schneidbrett.
- Dann müssen Sie im 90-Grad-Winkel zur Längsachse alle 3 Millimeter einen kleinen Schnitt machen. Diese Schnitte gehen aber nicht ganz durch die Wurzel, sondern nur bis zu zwei Drittel.
- Machen Sie so viele Schnitte wie nötig, alle 3 Millimeter, in den Radi.
- Anschließend drehen Sie den Radi um 180 Grad, so dass die Seite der Wurzel ohne Schnitte oben liegt.
- Nun setzen Sie wieder im Abstand von jeweils 3 Millimetern das Messer an. Diese Schnitte gehen ebenfalls nur zu zwei Dritteln durch, werden aber nicht gerade gemacht, sondern im 45 Grad Winkel zur Längsachse.
- Wenn Sie auf diese Weise die gesamte Rettich Wurzel mit Schnitten versehen haben, können Sie sie wie eine Ziehharmonika auseinender ziehen.
- Die Spirale muss natürlich noch gesalzen werden, damit der Radi woant.
Mit etwas Übung bekommen Sie die bayerischen Radi Spiralen auch mit dem Küchenmesser hin. Sie können dafür aber auch einen handelsüblichen Gemüse Spiralschneider verwenden oder den bayerischen Radischneider.
Die Spiralen richten Sie dekorativ auf einem Teller an. Für die Brotzeit können Sie noch einzelne, bereits geschnittene und ebenfalls gesalzene Radieschen dazu setzen. Perfekt wird es, wenn Sie einen Obazd’n, Laugenbrezeln und eine süffige Maß Bier oder ein Glas Weißbier dazu kredenzen.
Bayrische Radieserl
Wie auch für den Radi haben die Bayern für die Radieschen einen Namen: Sie heißen Radieserl. Auch die Schreibweise Radiesal ist im Oberbayerischen möglich. Wie der Radi sind auch Radieschen eine Vitamin C Bombe. Sie schlagen sogar leicht den Radi, für den Tagesbedarf braucht es nur 345 Gramm davon.
Als kleine Geschwister vom Radi sind Radieschen gesundheitlich genauso wertvoll. Sie enthalten Vitamin C und B-Vitamine sowie einige gesunde Mineralstoffe. Auch das Senföl ist enthalten, dem eine antibiotische Wirkung nachgesagt wird. Radieschen können eine Alternative zum Radi darstellen, oder ihn ergänzen.
Wie zum Radi gehört das Salz auch zu den Radierserl, denn auch sie miass’n woana. Wenn Sie Radieschen anbieten oder selbst essen, sollten Sie deshalb auch immer etwas Salz auf den Tisch stellen. Außer Sie haben die kleinen Knollen vorher schon mit etwas Salz verwöhnt.
Genau genommen ist auch das Radieserl eine Wurzel, doch wird bei ihm nicht die Wurzel des Gewächses selbst verspeist, sondern der Wurzelhals, beziehungsweise die Verdickung dessen. Die eigentliche Wurzel ist das Fädchen, das nicht gegessen wird. Ganze Radieserl kann man super daran festhalten.
Anders als den Radi müssen Sie Radieserl nicht schälen. Sie werden nur ordentlich gewaschen, gegebenenfalls etwas geschrubbt, wenn sie arg schmutzig sind, und vom Grün befreit. Danach können Sie sie schneiden oder auch im ganzen zur Dekoration verwenden oder auf den Tisch stellen.
Haltbarkeit: Einer der Unterschiede zwischen Radi und Radieserl liegt in der Haltbarkeit. Während Radieschen, vom Grün befreit, sich im Kühlschrank nur bis zu 3 Tage halten, ist der Radi bis zu einer Woche darin haltbar. Vom Einfrieren sollten Sie absehen, denn Radi und Radieserl enthalten viel Wasser und können nach dem Auftauen matschig werden.
Radieserl gehören, wie auch der Radi, zu jeder bayerischen Brotzeitplatte. Sowohl als Garnitur für weitere Schmankerl der Brotzeit, wie selbst. Sie können sie in verschiedene Rezepte integrieren, einen Rettich mit Radieschen Salat herstellen oder einfach pur im Ganzen mit Salz servieren.
Radieserl schneiden
Wenn Sie Radiserl im Ganzen servieren, sollten Sie das Fädchen oben dran lassen. Unten wird die kleine Knolle frisch angeschnitten und auf einen Teller mit etwas Salz gesetzt. Sie können die Radieserl mit dem Messer oder Gemüsehobel aber auch ein feine Scheiben schneiden, schön alleine oder zum Radi anrichten.
Als Garnitur kommen Radieserl auch in Hälften, mit einem schönen Schnitt versehen, zum Einsatz. Am beliebtesten ist dafür der Kronenschnitt:
- Waschen und putzen Sie die Radieserl wie gewohnt. Schneiden Sie dabei auch den Faden und das untere Ende knapp ab.
- Dann legen Sie das Radieserl auf ein Schneidbrett und wählen ein spitzes Messer.
- Mit diesem schneiden Sie einen Gürtel im Zickack um den Bauch.
- Die einzelnen Schnitte gehen dabei aber immer nur bis zur Mitte.
- Wenn Sie durch sind, können Sie das Radieserl vorsichtig aufdrehen und haben 2 Kronen.
- Sollten die einzelnen Zacken nicht perfekt geworden sein, können Sie jetzt mit der Spitze des Messers noch nachhelfen.
Do geht's weida: